Was Mitarbeiter wirklich an ihrem Vorgesetzten frustriert
Schlechtes Führungsverhalten ist selten eine Frage mangelnder Expertise. Was die Mitarbeiter jedoch am meisten frustriert, sind die täglichen Verhaltensweisen und die Kommunikation ihrer Vorgesetzten. Laut Özlem Simsek, Managing Director bei dem Schweizer Rekrutierungsspezialisten Robert Walters, verlieren Mitarbeiter häufig das Vertrauen, wenn Vorgesetzte nur dann kommunizieren, wenn sie etwas brauchen. „Solches Verhalten untergräbt das Vertrauen und schafft Distanz. Führung bedeutet echte Beteiligung und nicht strategische Kommunikation.“
Laut einer aktuellen Umfrage von Robert Walters verlieren 62 % der Mitarbeiter das Vertrauen, wenn die Kommunikation ihres Vorgesetzten nur aus Eigeninteresse erfolgt. Noch auffälliger: 71 % sagen, dass sie aufgesetzte Begeisterung sofort durchschauen, was sie als unechtes Führungsverhalten empfinden.
Aber welche sind die häufigsten Merkmale von schlechtem Führungsverhalten laut den Mitarbeitern? Sechs Verhaltensweisen stechen hervor:
1. Mangel an Transparenz
Eine grosse Mehrheit (72 %) der Befragten stört sich an Führungskräften, die Informationen zurückhalten oder Entscheidungen nicht erklären. Transparenz ist entscheidend für Vertrauen und Engagement. Özlem: „Angenommen, es stehen grosse Veränderungen in der Organisation bevor, aber die Mitarbeiter werden erst in letzter Minute informiert. Das schafft Unsicherheit und Distanz. Ehrliche und rechtzeitige Kommunikation, auch bei schwierigen Entscheidungen, lässt die Mitarbeiter sich mehr eingebunden und respektiert fühlen.“
2. Inkonsistentes Verhalten
Zwei Drittel der Mitarbeiter empfinden inkonsistentes Verhalten oder Entscheidungsfindung als besonders störend. Führungskräfte, die ihre eigenen Prinzipien oder Versprechungen nicht einhalten, verlieren an Glaubwürdigkeit. Özlem: „Wenn du Zusammenarbeit förderst, aber dann ohne Absprache individuelle Ziele setzt, untergräbst du das Teamgefühl. Konsistenz ist eine Form von Respekt. Sag, was du tust, und tu, was du sagst.“
3. Keine Verantwortung übernehmen
44 % der Befragten stören sich an Führungskräften, die Fehler nicht eingestehen oder die Schuld abwälzen. Solche Führungskräfte schaffen laut den Mitarbeitern eine Angstkultur, in der sich niemand sicher fühlt, Risiken einzugehen. „Ein starker Leader zeigt auch seine verletzliche Seite."
Indem du Fehler anerkennst und daraus lernst, gibst du ein gutes Beispiel und baust Vertrauen im Team auf.
4. Zu wenig Augenmerk auf das Wohlbefinden
Für 30 % der Mitarbeiter ist das Fehlen von Aufmerksamkeit für das geistige Wohlbefinden ein klarer Grund, sich zurückzuziehen. Führungskräfte, die sich ausschliesslich auf Leistung konzentrieren, ohne den Menschen hinter dem Mitarbeiter zu sehen, schaffen eine ungesunde Arbeitskultur. „Sei also aufmerksam gegenüber Anzeichen von Stress oder Überlastung. Eine flexible Arbeitskultur und aktives Interesse am Wohlbefinden deines Teams machen einen grossen Unterschied.“
5. Mikromanagement
28 % nennen Mikromanagement eine grosse Frustration. Zu viel Kontrolle schränkt nicht nur die Autonomie der Mitarbeiter ein, sondern bremst auch ihre Motivation und Entwicklung. „Gib deinen Leuten das Vertrauen, innerhalb klarer Rahmenbedingungen eigene Entscheidungen zu treffen. Führung bedeutet, Orientierung zu geben, nicht jede Entscheidung zu kontrollieren.“
6. Bevorzugung
Wenn Vorgesetzte bestimmte Teammitglieder bevorzugen, führt dies zu Demotivation und Spannungen. 22 % der Befragten nennen dies als Frustrationsquelle. „Gleiche Chancen, Anerkennung und faire Behandlung sind die Grundlagen für ein gesundes Teamklima. Bevorzugte Behandlung – wie auch immer sie ausfällt – wird schnell bemerkt und untergräbt den Teamgeist.“
Unechtes Führungsverhalten entlarvt
Die Umfrage zeigt auch, dass Führungskräfte nicht einfach „so tun können, als ob“. Mitarbeiter durchschauen schnell aufgesetzte Begeisterung und empfinden diese als unecht. Laut Özlem kommt es auf Authentizität an: „Authentizität ist kein Trendwort. Es ist genau das, was die Menschen von ihrem Vorgesetzten erwarten. Zeige, wer du bist, höre wirklich zu und sei ehrlich – auch wenn du keine fertigen Antworten hast.“
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Özlem Simsek
Managing Director | Robert Walters SchweizDas könnte Sie ebenfalls interessieren
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